Die eigene Recherche optimieren
Recherchieren ist Teil eines Informationsprozesses. Wissenschaftler haben sich dessen Abfolge angeschaut und dabei verschiedene Modelle entwickelt: Zunächst muss die Aufgabe definiert und Informationssuchstrategien entwickelt werden. Dann geht es darum, die Informationen zu lokalisieren und zu erhalten. Schließlich werden die Informationen verwendet, indem sie strukturiert und neu zusammengesetzt werden. Letztlich sollte auch eine Bewertung erfolgen, wie erfolgreich der Informationsprozess war.[1]

Die Recherche vorbereiten
Um die Recherche vorzubereiten ist es hilfreich, den Zweck zu definieren. Geht es darum, sich zu einem Thema einen Überblick zu verschaffen, schnell an Informationen zu kommen oder sogar darum, eine Forschungslücke zu finden? Dies hat Einfluss auf die Auswahl der Quellentypen, die Suchbegriffe und die Rechercheinstrumente.
Es gibt verschiedene Dokumentarten wie Handbücher, Lehrbücher, Fachbücher, Tagungsbände, Fachzeitschriften, Hochschulschriften, Forschungsberichte, Festschriften und vieles mehr. Für die Suche relevant ist, ob ich einen Beitrag in einem Werk suche, wie einen Aufsatz in einem Sammelwerk oder ob ich das übergeordnete Werk suche, wie eine Dissertation. Danach entscheidet sich nämlich, wo ich suche.
Zur Vorbereitung gehört auch, sich im Klaren zu sein, was genau ich suche. Für die Suche in Katalogen und Datenbanken sind Hauptworte entscheidend: Für das Thema relevante Suchbegriffe – Füllwörter verlangsamen und erschweren die Suche. Solche Suchbegriffe können Fachbegriffe und deren Synonyme sein. Der Pschyrembel als Nachschlagewerk liefert Wörter mit derselben Bedeutung. Begriffe können geklärt werden, in dem sie in Enzyklopädien und Handbüchern vorab recherchiert werden. Für die Berücksichtigung internationaler Forschung ist es sinnvoll, die Begriff ins Englische zu übersetzen. Für den medizinischen Bereich ist es sinnvoll, den MeSH-Term zu kennen. MeSH steht für Medical Subject Headings, also Schlagworte, die von der National Library of Medicine in den USA für die Verzeichnung in PubMed vergeben werden. Mit MeSH-Terms kann aber zum Teil auch in anderen Datenbanken gesucht werden.
Zur Recherchestrategie gehört auch dazu, sich Gedanken zu den Rechercheinstrumenten zu machen. Aufsätze in Büchern und Zeitschriften sind oftmals nur in Datenbanken verzeichnet, können aber auch im Internet zu finden sein. Bücher hingegen sind nicht in Datenbanken suchbar, dafür braucht es sogenannte Kataloge, lokale, (über-)regionale und (inter-)nationale Verzeichnisse. Bibliothekskataloge führen zugleich auch einen Besitznachweis. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob und wie schnell ein Nutzer Zugriff auf die Inhalte erhalten kann.
Da vielfach Zweck, Suchbegriffe und Rechercheinstrumente sich im Verlaufe der Recherche ändern können, ist es am besten die Suche zu dokumentieren, z.B. mit folgender Matrix:
Die Recherche durchführen
Für die eigentliche Suche lohnt es sich, über die sogenannten Boolschen Suchoperatoren nachzudenken. Im Alltag begegnet uns die Verknüpfung von Suchbegriffen bei Internetsuchmaschinen, wenn wir mehrere Wörter eingeben und der Suchalgorithmus automatisch Treffer listet, die alle eingegebenen Wörter berücksichtigen. Dahinter verbirgt sich demnach eine UND-Verknüpfung. Auch in vielen Bibliothekskatalogen und Datenbanken werden Ergebnisse zu der Kombination der Begriffe geliefert. Eine UND-Verknüpfung verringert die Treffermenge.
Falls eine Treffermenge zu klein ist, könnte die ODER-Verknüpfung hilfreich sein. In der Suchzeile kann das wie folg ausgedrückt werden: Suchbegriff 1 OR Suchbegriff 2. Möchte man hingegen einen bestimmten Begriff ausschließen, dann drückt man das durch „NOT“ vor dem Wort aus. Kataloge und Datenbanken können insbesondere in der erweiterten Suche entsprechende Optionen anzeigen.

Weitere Suchbefehle sind die Phrase, mit welcher ein genauer Wortlaut, eine feststehende Redewendung oder auch ein Fachterminus aus mehreren Worten zusammenhängend gesucht wird. Üblicherweise werden dafür Anführungszeichen verwendet, so dass es wie ein Zitat aussieht. Mit sogenannter Trunkierung oder auch Maskierung kann eine Wortendung oder auch eine unklare Schreibweise offenbleiben.
Bei all diesen Möglichkeiten gilt es unbedingt zu berücksichtigen, dass es zwar durchaus Konventionen gibt, wie die Boolschen Operatoren, dass aber nicht immer alle Operatoren in einem Verzeichnis, Katalog oder Datenbank auch verwendet werden können beziehungsweise bei Trunkierung und Maskierung voneinander abweichende Zeichen verwendet werden.
Die Suche kann noch zusätzlich mit Filtern verfeinert werden. In vielen Datenbanken ist dies bereits vor Absenden einer Suchanfrage möglich. Bei Bibliothekskatalogen ist es aber auch möglich, dass erst eine vorhandene Ergebnisliste über Filterfunktionen eingegrenzt werden kann.
Hat die Suche noch zu wenige Treffer ergeben, gibt es verschiedene Methoden, dem Problem beizukommen. Eine zu kleine Treffermenge kann bedeuten, dass die Begriffe bereits zu speziell sind, was bedeutet, dass Oberbegriffe gefunden werden müssten. Eine andere Methode setzt bei bereits gefundener und vorliegender Literatur an: Man sucht nach der darin zitierten Literatur. Diese Rückwärtssuche bedeutet jedoch, dass die recherchierte Literatur immer weiter zurückreicht. Aktuelle Literatur ist so nicht zu finden. Dennoch ist es möglich, dass man durch dieses Vorgehen auf weitere Begriffe stößt, die wiederum als Grundlage für weitere Recherchen dienen können.
Im Bereich der evidenzbasierten Medizin dient das PICO-Modell dazu, Fragestellungen recherchierbar zu machen. Dabei steht das Akronym für Population/Patient/Problem, Intervention, Comparison/Control und Outcome.
Die Recherche auswerten
Idealerweise führt die Literaturrecherche zu einer Literaturliste. Mit einer solchen Liste kann dann weitergearbeitet werden mit Fragen nach der Relevanz, den Zugriffsmöglichkeiten, der Priorität. Es erfolgt also eine inhaltliche Auswahl und Bewertung, aber auch möglicherweise eine organisatorische. Bei der inhaltlichen Bewertung helfen Inhaltsverzeichnisse, Inhaltsangaben und Abstracts, auf die vielfach bereits über Kataloge und Datenbanken zugegriffen werden kann.
Ist die Literaturliste länger oder ist zu erwarten, dass diese im Laufe der Bearbeitung umfangreicher wird, empfiehlt sich die Verwendung eines Literaturverwaltungsprogramms. Dieses ist nicht nur für die Erfassung der interessanten Literatur nützlich, sondern erleichtert in weiteren Verlauf das Exzerpieren, Zitieren und die Erstellung eines Literaturverzeichnisses.
… und von vorne!
Da das Sammeln, Verarbeiten und Aufbereiten von Informationen häufig kein linearer Prozess ist, sondern mitunter wiederholt werden muss, gilt Gleiches für den Recherchezyklus. So steht die Suche am Anfang, um sich Überblick zu schaffen, im Verlaufe erfolgt sie nochmals, um Informationsdefizite auszugleichen und zum Schluss dient die Recherche nach Informationen dazu, noch notwendige Details zu ergänzen.
[1] Dieses Modell wird Big6 genannt und wurde von Eisenberg und Berkowitz entwickelt. Eisenberg, M.; Berkowitz, R.: Information problem solving. The Big Six skills approach to library and information skills instruction. Norwood, 1990.